12. "Alle18-Turnier" 11.05. - 13.05.07

Bericht
von Anja Fritsche

Mit 72 Teilnehmern ging es vom 11. - 13. Mai 2007 an den Start zum „Alle 18“ Turnier. Nicht etwa zu einem Kegelwettbewerb, sondern ein Schachturnier im (schön versteckten) Quartierspavillon des SG Zugzwang 95 in Berlin. Nach einiger Fragerei und (ungewollter) Besichtigung der Irrgarten „Thomas-Mann-Straße“ kamen wir als Vertreter des geringen Teilnehmerfeldes aus Brandenburg an und mischten uns unter den Berliner Spitzensportlern. Nach Zahlung des Startgeldes und netter Begrüßung ging es - etwas verspätet - los.

Wie das Schweizer System es als sinnvoll erachtet, wurden wir hoch gestuft und haben eine kurze Partie erwartet. Als allerdings kurz vor zehn der Aufruf kam „Etwas ruhiger bitte, hier wird noch eine Partie gespielt!“ war mir urplötzlich klar, dass sich mein (Schach)Kampf lohnen könnte. Es war eine relativ klare Spielsituation: mein Mehrbauer würde das Kind schon schaukeln. Leider kam bei beiden Spielern das leidige Thema der Zeitnot hinzu. Wozu ich mich veranlasst sah, Remis zu bieten. Gegen einen Spieler mit einer DWZ von 1960 fiel mir das allerdings nicht allzu schwer. Zu meinem Erstaunen wollte er in die Verlängerung gehen und weiterspielen. Aus dem Spiel wurden die letzten regulären Minuten „Ein-Zieh-und-Drück-auf-die-Uhr-Debakel“. Nach lang erspielten 40-Zügen war ein leichtes Aufatmen in Sicht. Doch weiter gings, es zog sich lange Hinaus und ließ bald wieder kurz vor Blättchenfall den Adrenalinpegel hochsteigen. Nach reiflicher Überlegung, bat ich den Schiri um Prüfung eines Remis, da es auf Dauerschach und elendiger Quälerei nach fast 5 Stunden Partie ohne Ziel eines Gewinnzuges hinauslief. Sein einfaches „Erst wenn nur noch 2 Minuten zu spielen sind“, brachte mich zusätzlich in große Grübeleien (ob ich noch mal das Ablesen der Uhrzeit lernen sollte?!) Dafür war aber keine Zeit, es ging wieder zurück in die Endphase und eh ich mich versah fiel das Blättchen. Nachdem überraschten Ende war es leider nur persönliches Pech für meinen Gegner, denn mein Blättchen wäre zwei Sekunden später gefallen. Nun saß man da, die (Schach)-Welt nicht verstehend und ging relativ entkräftet nach Hause.

Am nächsten Tag um 10 und 15 Uhr ging es in die 2. und 3. Runde. Es sollte nun Philipps Tag sein (zu kämpfen sah ich mich leider noch nicht in der Lage). Dennoch dauerten unsere Partien 2 bzw. 3 Stunden. Nach freiwilligem Aufgeben von uns beiden - erkundeten wir das umliegende grüne Wohngelände und bereiteten uns moralisch auf die dritte Partie vor. Es wurde davor noch ein leckeres und reichhaltiges Brunchbüffet angeboten und verzehrt. Doch anstatt nach dem leckeren Essen ein schönes Mittagsstündchen zu halten ging es auf zu den Spitzenpartien: Philipp Heinrich - Jan-Michael Harndt und Anja Fritsche - Tobias Lenz. Bei Philipps Spiel ergab sich bald was unglaubliches - er bekam eine Leichtfigur geschenkt. Bei Tobias und mir war es ein relativ ausgeglichenes und interessantes Spiel. Philipp räumte nach und nach noch mehr Figuren ab und es schien vollbracht - ein Sieg gegen einen Spieler mit einer DWZ mit 2080, nein oder?! Mein Gegner schien es nicht leicht zu haben und es gab auch keinen Grund, dass ich keinen Gegenangriff starten sollte. Nach dem das Unglaubliche vollbracht, stand der Sieger des Tages - Philipp der Große - fest. Es war kaum zu glauben und der Sieger grinste freudestrahlend übers ganze Gesicht! Bei meiner Partie änderte sich allerdings alles schlagartig 3 Züge vorm Matt. Da ging wohl meine Berechnung nicht ganz auf?!

Die letzten zwei Partien begannen um 9 und 14 Uhr. Sie verliefen nicht schlecht, nur das gewisse Extra fehlte für den totalen Gewinndurchbruch. Ausdauer und Kämpfergeist haben wir jedenfalls genügend bewiesen und uns konnte man auch nicht so leicht umhauen. Im Endeffekt konnten wir mit unserer DWZ auch punkten und gingen deshalb erleichtert Richtung Heimat. Auch wenn die für die Auslosung verwendeten ELO-Zahlen wieder mal mehr versprachen als die DWZ dann auch hielt am Ende. Na ja, der Spaß stand bei uns eh im Vordergrund und mal sehen, wie es nächstes Jahr wird.

Vielleicht auch sogar mit mehr weiblicher Resonanz. Von den 72 Teilnehmern kamen sich zwei Schachfreundinnen nämlich sehr einsam vor.

Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53