4. offene Oberkrämer-Meisterschaft, 04.07 - 06.07.


Was nicht passt, wird passend gemacht

Zur 4. offenen Oberkrämer-Meisterschaft hatte der SC Schwante geladen, und auch diesmal wurden unsere kleine Briesener „Delegation“ nicht enttäuscht.

Für die Organisation, die Spielbedingungen und die Preise verdient das Team um Turnierleiter Frank Wessel erneut großes Lob. So gab es doch zum Beispiel für die Gruppensieger jeweils recht wertvolle Reisegutscheine. Ebenso waren die riesigen Pokale sicher ein großer Anreiz, bis zum letzten Bauern zu kämpfen. Der Spielsaal war wieder hell und geräumig genug für die insgesamt 26 Teilnehmer. Spannend wirds dann bei mehr als 40 Spielern - aber auch hier kann man guter Hoffnung sein, dass Frank Wessel etwas aus dem Hut zaubert.

Lediglich die Party der, nach der Lautstärke geschätzten, ca. 12 Milliarden Jugendlichen am Freitag Abend im Gemeindehaus störte ein wenig, aber das kann man der Turnierleitung sicher nicht ankreiden. Das rigorose Einschreiten von Frank verhindert vielleicht sogar, dass eine Polonäse durch den Spielsaal stattfand.

Und so lautet das Fazit, ausnahmsweise mal vor dem Bericht: Schwante ist immer eine Reise wert!

Was sonst noch geschah, will ich diesmal unter den verschiedenen Sprichworten zusammenfassen, die mir während des Turniers so durch den Kopf gingen. Und falls jemand meint, das eine oder andere Sprichwort sei hier leicht verändert worden, dem sei nur eins gesagt: siehe Überschrift!

Voller Bauch rochiert nicht gern

Schon im letzten Jahr war ich begeistert von den Gaststätten in Schwante und Umgebung, und voller Zufriedenheit durfte ich feststellen, dass die höflichen und flinken Gastwirte auch in diesem Jahr von einer Fleischknappheit verschont geblieben sind. Portione, die ganze Reisebusse sättigen könnten, zu Preisen, die man mit dem restlichen Kleingeld bezahlen kann - danach muss man schon etwas länger suchen. Obendrein sind die riesigen Rinderherden, die hier wohl jeder Restaurantbesitzer sein Eigen nennt, erstaunlich leise.

Glücklicherweise spielte ich trotz der hervorragenden Verpflegung schlecht genug, um gegen jedwede Vorwürfe des Fleischdopings gewappnet gewesen zu sein. Den goldenen Mittelweg zwischen „Pappesatt“ und „Titelnorm“ fand wohl Volker Heinrich. Nach der unglücklichen Auftaktniederlage kämpfte er sich zurück ins Turnier und belegte am Ende mit 3,5 Punkte sogar noch Platz 2 in der B-Gruppe. Auch Anja Fritsche kann zufrieden sein mit ihrem Turnier: 2,5 Punkte bedeuteten Rang 7. Einziger Wermutstropfen hierbei dürfte wohl der Fakt sein, dass 1 weiterer Punkt locker drin gewesen wäre - ließ sie doch zwei ihrer Gegner in absolut überlegener Stellung noch ins Remis entwischen. Aber kleine (Gast)geschenke erhalten ja bekanntlich die Freundschaft. ;) Bei Philipp Heinrich lief es leider nicht so glatt. Gute Ansätze waren in jeder Partie zu sehen, nur bei der Umsetzung von Stellungsvorteilen hapert es wohl noch. Platz 11 mit einem Punkt war das Resultat.

Lobend erwähnen möchte ich auch noch unsere Unterkunft in einer Ferienwohnung in Kremmen. Absolut zufriedenstellend: sehr sauber, unheimlich geräumig (2 Bäder!), und ein äußerst moderater Preis. „Überm Fahrradladen Wohlfahrt“ wird hoffentlich auch nächstes Mal wieder unsere Adresse sein.

Aller schlechten Dinge sind drei

Wenn man nur 1,5 Punkte ohne einen einzigen Sieg holt und Platz 11 belegt bei 14 Teilnehmern, sollte man schon eine gute Ausrede parat haben. Und wer mich kennt…. Tatsächlich war es wieder einmal leicht, den Schuldigen auszumachen: die selten hässliche und ungemein grausame Auslosungskiste.

„Angstgegner“ Volkmar Weiß und der äußerst talentierte Stefan Kayser stellten mich noch vor keine allzu großen Probleme. Souverän patzte ich beide Partien ein, und nutzte die nachfolgenden Analysen als Lehrstunden zu Leichtfigurenendspielen bzw. den Feinheiten der Abtauschvariante im Damengambit.

Meine Freude ob der Aufteilung der Spieler in 2 Gruppen währte jedoch nicht allzu lange: so konnte ich zwar keine Spieler aus meinem jetzigen Verein zugelost bekommen, aber da waren immerhin noch 3 Kandidaten aus meinem alten Lieblingsverein, der BSG Stahl Eisenhüttenstadt.

Und es kam, wie es kommen musste: Mit Carlo Borchardt, Sebastian Lischke und Michael Müller saßen mir in den verbleibenden 3 Runden gute alte Bekannte gegenüber, und mein Kampfgeist verflüchtigte sich mehr und mehr. Reichte es in Runde 2 gegen Carlo immerhin noch zur Punkteteilung nach 54 Zügen, so waren es in Runde 3 gegen Sebastian dann nur noch 20, bevor dass Remis in recht trostloser Stellung feststand. Und wer will denn bestreiten, dass die Stellung nach 1. Sf3 d5 ebenfalls recht ausgeglichen ist? Den Rest des Sonntages nutzten Michael und ich dann zu Kaffeekonsum und Partiebesprechungen.

Computer sind nur so schlau wie ihre Bediener, aber Schiedsrichter Gudo Springer kann ich wahrlich nur einen Vorwurf machen: dass er mir immer noch nicht erlaubte, seinen Laptop liebevoll mit einer Axt „umzugestalten“.

Titel schützt vor Torheit nicht

Es ist schon grausam, mit was sich ein Schachspieler so alles rumschlagen muss: Schreibpflicht, Handysperre, „Schwatzverbot“ vorm Spielsaal….

Fakt ist: So sehr einen diese verschiedenen Regeln auch stören mögen, so sind sie doch unerlässlich, um Schach zu einem fairen Spiel zwischen zwei Spielern zu machen.

Ein Gerücht hingegen ist, dass einen der Erwerb eines Titels davon befreit, diesen Regeln zu folgen.

Tatsächlich: Nirgendwo steht, dass ein GM ab dem 13. Zug nicht mehr mitschreiben muss, oder dass es einem IM jederzeit gestattet ist, nach Haus zu telefonieren. Ebenso ist es FMs nicht erlaubt, ihre aktuelle Stellung zum Thema der Gesprächsrunde vorm Spiellokal zu machen.

Umso erstaunlicher, dass man immer wieder „schwarze Schafe“ findet, die sich offensichtlich einbilden, der Meistertitel sei gleichbedeutend mit einem Freibrief.

Auch hier kann jedoch dem Schiedsrichter kein Vorwurf gemacht werden, da Gudo Springer leider nur bei einer dieser Verfehlungen anwesend war. Und dass er nach seinem Hinweis auf die Schreibpflicht und der patzigen Antwort „Das musst du mir nicht sagen, ich spiel' schon lange genug Schach!“ von einer Verwarnung und damit verbundenen Diskussionen absah, diente sicher auch der Turnierruhe.
Man weiß ja nicht, wie laut der Reic … ähm … Rauschende Bach dann geworden wäre. Klipp klapp.

Abschlusstabellen

Gruppe A

Rang Name Verein Punkte BuHo
1 Stefan Kayser SC Schwante 4,5 15,0
2 Werner Reichenbach SC Schwante 4,0 13,5
3 Hans-Jürgen Meißner SV Empor Berlin 3,5 15,0
4 Horst Nietsch Chemie Weißensee 3,0 15,5
5 Wolfgang Meier SC Schwante 3,0 13,0
6 Volkmar Weiß SC Schwante 3,0 11,5
7 Jens Stegmann SC Zugzwang 95 2,5 13,5
8 Mario Oberling SV Caissa Falkensee 2,5 11,5
9 Carlo Borchardt BSG Stahl Eisenhüttenstadt 2,5 10,5
10 Sebastian Lischke BSG Stahl Eisenhüttenstadt 2,5 10,0
11 Olaf Budach SV Briesen 1,5 13,0
12 Frank Wessel SC Schwante 1,0 12,0
13 Manfred Kopiske SC Schwante 1,0 9,5
14 Michael Müller BSG Stahl Eisenhüttenstadt 0,5 11,5


Gruppe B

Rang Name Verein Punkte BuHo
1 Laszlo Nyikos SC Schwante 4,5 13,5
2 Volker Heinrich SV Briesen 3,5 11,0
3 Erhard Gnaß SK Zehlendorf 3,0 14,0
4 Konstantin Focking SC Oranienburg 3,0 13,5
5 Frank König SC Schwante 3,0 13,0
6 Siegfried Steppan SV Werder/Havel 3,0 11,0
7 Anja Fritsche SV Briesen 2,5 14,5
8 Martin Weinert SV Gryps 2,5 13,5
9 Paul Ewert SV „Glück Auf“ Rüdersdorf 2,5 12,0
10 Mike Wolfram SG Eckbauer Berlin 1,5 11,5
11 Phlipp Heinrich SV Briesen 1,0 11,5
12 Dr. Sayed El Sayed SC Schwante 0,0 11,0
Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53