4. Metallurgen Schach Open

Traditionell einen Tag nach Christi Himmelfahrt fand das noch recht junge Metallurgen Open in Eisenhüttenstadt statt. Ich hatte mich erst spät entschieden teilzunehmen, aber ein Turnier in der Region sollte man meiner Meinung nach unbedingt mitnehmen. Zudem ist es, etwas überraschend für mich, sehr stark mit mehreren Spielern über 2000 besetzt. Und unser Lokalmatador Olaf ist ebenfalls dabei, wodurch ich mir viel Spaß erhoffte.

Etwas verkatert kam ich im immer schöner werdenden Eisenhüttenstadt an und lauschten den warmen Eröffnungsworten des Turnierleiters Werner Fitzner, der mit seinem Team wie gewohnt alles perfekt organisiert hatte. Die Bürgermeisterin kam ebenfalls zu Wort und nach einem kleinen historischen Abriss über die Stadtentwicklung ging es dann auch los. Was man nicht alles durch Schachturniere lernt…

In der ersten Runde kam es für mich zu Wiederauflage der Erstrundenpartie vom letzten Jahr. Der alte Haudegen Andres Winkler war wieder mal mein Gegner, der immer für eine böse Überraschung gut ist. Nach ruhigem Beginn konnte ich mir im fortgeschrittenen Partieverlauf einen Freibauern schaffen, der allerdings im ungleichfarbigen Läuferendspiel nicht viel wert war. Selbst als Andreas noch einen Bauern einstellte, konnte ich keinen klaren Gewinnweg sehen. Der Gedanke des Erstrundenopfers, wenn auch nur zur Hälfte, schwirrte um mich herum. In meiner Verzweiflung stürmte ich mit meinem König tief in die gegnerische Stellung und konnte durch einen Fehler von Andreas eine Zugzwang-Stellung erreichen, die für ihn tödlich endete. Mal wieder Glück gehabt. Nach der Partie ist uns aufgefallen, dass wir die falschen Farben hatten. Nach kurzem Schock und der Angst nochmal ranzumüssen, beruhigte mich Olaf, dass es keine Konsequenzen hat, außer einer Weißpartie mehr für mich im Turnier. Das nahm ich dann doch gerne mit für die weiteren Runden.

Der zweite Turniertag begann für mich mit der Partie gegen Manfred Müller. Vor einigen Wochen spielte ich gegen ihn in Senftenberg, was nicht gut für mich ausging. In der gegenwärtigen Partie, wieder mit Weiß, baute ich mich solide auf und konnte den sympathischen älteren Herrn vor einigen Problemen stellen. Er verbrauchte viel Zeit, wodurch die näher rückende Zeitnot zu nicht optimalen Zügen führte. Einen Zug vor der Zeitkontrolle fiel dann unglücklich das Blättchen für ihn, was mir ein schlechtes Gewissen bereitete. Immerhin hatte ich die bessere Stellung, was den Sieg dann doch etwas angenehmer machte.

Durch den unerwarteten Sieg wurde ich ganz nach vorne gespült und bekam nun einen der richtig knackigen Gegner. Mit Willfried Woll wurde es erneut ein bekannter Gegner. Im letzten Jahr in Falkensee opferte ich gegen ihn und verlor in einer interessanten Partie letztendlich doch. Dieses Jahr hatte ich Schwarz und bot ihm wieder ein Opfer an, was er ablehnte. Stattdessen gewann er einen Bauern. Ich gab im weiteren Partieverlauf eine Qualität um den Bauern zurückzugewinnen. Diese Entscheidung stellte sich als klare Fehlentscheidung heraus, da meine Stellung in der Folge einbrach und den Partieverlust besiegelte.

Am letzten Turniertag hieß mein Gegner in der vierten Runde Uwe Seigerschmidt. Wieder so ein bekanntes Gesicht, der in Brandenburg für seine ruhige sympathische Art bekannt ist. Es entwickelte sich eine spannende Partie. Ich konnte mir in der Eröffnung zwei verbundene Freibauern erarbeiten, die schon auf der fünften Reihe lauerten. Leider konnte ich dieses Pfund in keinen Vorteil ummünzen. Uwe wehrte alle Versuche zur Bauernumwandlung ab, wodurch ich die Partie durch die größere Entfernung zu meinen König als verloren ansah. Uwe konzentrierte sich allerdings sehr auf die beiden Bauern und vernachlässigte den Königsflügel, was mir wieder verbundene Freibauern bescherte. Da wir beide nur noch zwei Springer hatten, war die Stellung für mich sehr undurchsichtig und ich konnte nur schwer abschätzen, wer besser stand. Letztendlich konnten wir beide einen Bauern umwandeln. Ich bekam allerdings als erster die Dame und konnte durch ein Schach entweder Matt setzten oder die frisch erschienene gegnerische Dame gewinnen. Was für eine irre Partie.

In der letzten Runde sah ich dann doch mal ein unbekanntes Gesicht als Gegner. Hans- Jürgen Schmidt lud zum Tanz der Figuren um den König ein. Er spielte sehr schnell und passiv, was mich ebenfalls zu einer ruhigen Spielweise verleitete. Er sammelte seine Kräfte am Königsflügel und machte durch seine Bauernwalze viel Druck. Nach einer Abwicklung bekam er drei verbundene Freibauern, ein Doppelbauer darunter, ich dafür das Zentrum mit Bauernmehrheit. Er spielte weiterhin sehr passiv und ließ meine Bauernwalze im Zentrum ins Rollen kommen. Durch weiteres Abtauschen der Figuren hatte ich in der kritischen Stellung zwei Freibauern und zwei Springer gegen einen Freibauern und Springer plus Läufer. Er opferte eine Leichtfigur gegen meine zwei Bauern und erzwang somit das Remis, da es mit zwei Springern gegen einen Bauern doch recht schwierig wird zu gewinnen. Schade. Da war vielleicht doch noch etwas mehr drin.

Mit 3,5 Punkten und einem fünften Platz plus einen Kategoriepreis gegen gute Gegnerschaft bin ich sehr zufrieden mit dem Turnier. Auch wenn viel Glück dabei war, hab ich wieder Lust auf weitere Turniere bekommen und werde bestimmt auch nächstes Jahr wieder in Eisenhüttenstadt teilnehmen. Tolle Organisation, tolles Ambiente und eine gute Gegnerschaft machen das Turnier zu einer attraktiven Möglichkeit in der Region Schach zu spielen.

Olaf war mit seinem Abschneiden nicht so zufrieden. Er haderte mit sich selbst, der Zeitnot, dem Sekundenschlaf und dem Antreten gegen bekannte Gesichter aus Eisenhüttenstadt. Er holte immerhin 50 % und den 14. Platz. Robin spielte ebenfalls mit und absolvierte eines seiner ersten großen Turniere. Er bestand diese Herausforderung mit drei Remisen gegen Gegner seiner DWZ-Klasse mit Bravour und holte zudem den Preis als bester Jugendlicher nach Briesen.


Robin - Punkte: 1,5 / Platz: 25

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Schmidt,Hans-Jürgen 1758 - Robin Jacob 1410 1-0
2 Robin Jacob 1410 - Schulze,Robert 1566 ½-½
3 Grundmann,Jana 1424 - Robin Jacob 1410 ½-½
4 Robin Jacob 1410 - Schneider,Mathias 1486 0-1
5 Fitzner,Hans 1117 - Robin Jacob 1410 ½-½

Olaf - Punkte: 2,5 / Platz: 14

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Olaf Budach 1802 - Döhne,Ralf 1439 1-0
2 Lenhardt,Manfred 2117 - Olaf Budach 1802 1-0
3 Olaf Budach 1802 - Hudasch,Klaus 1574 ½-½
4 - Olaf Budach 1802 - +
5 Müller,Manfred 1858 - Olaf Budach 1802 1-0

Dave - Punkte: 3,5 / Platz: 5

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Winkler,Andreas 1397 - Dave Möwisch 1709 0-1
2 Dave Möwisch 1709 - Müller,Manfred 1858 1-0
3 Woll,Wilfried 2051 - Dave Möwisch 1709 1-0
4 Dave Möwisch 1709 - Seigerschmidt,Uwe 1642 1-0
5 Schmidt,Hans-Jürgen 1758 - Dave Möwisch 1709 ½-½
Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53