3. Internationales Spandauer Weihnachtsopen vom 27.12. bis 30.12.2017

Kurz vor dem Jahreswechsel stand für Nino und mich noch einmal das Spandauer Weihnachtsopen auf dem Programm. Da wir schon letztes Jahr einen guten Eindruck vom Turnier hatten, entschlossen wir uns dieses Jahr wieder, die Könige auf den Schachfeldern zu kreuzen. Mit 101 gemeldeten Teilnehmern aus 13 verschiedenen Ländern war das Open gut besucht und konnte sich zu Recht „international“ nennen.

Zum Start der ersten Runde erwischte ich, ähnlich wie Nino letztes Jahr, einen Großmeister aus Tschechien. Nach einer kleinen Ungenauigkeit meinerseits in der Eröffnung hatte ich schon früh eine verlorene Stellung auf dem Brett. Ich versuchte, die initiative aufrecht zu erhalten, aber nach einem nicht berechtigten Qualitätsopfer von mir war dann doch relativ früh Schluss. Nino machte es deutlich besser.
Gegen einen polnischen Spieler (Elo 2172) wählte Nino eine geschickte Eröffnung und brachte seinen Gegner wohl aus dem Konzept. In unklarer Stellung im Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen bot er ihm Remis an, was sein Gegner dann auch annahm. Ein guter Auftakt für Nino.

In der zweiten Runde bekam ich mit Hans-Dieter Gerisch wieder einen schlagbaren Gegner. Die Partie dümpelte so vor sich hin, bis mein Gegner einen Fehler machte und ich ihm die Königsstellung zerstören konnte.
Nino hatte mit den an Nummer 1 gesetzten GM Rene Stern eine wohl nicht lösbare Aufgabe bekommen. Auch hier reichte wieder ein kleiner Fehler in der Eröffnung und die Partie war weg. Dennoch eine schöne Erfahrung gegen richtig starke Gegner zu spielen.

In Runde drei bekam ich eine sehr unangenehme Aufgabe. Ich musste gegen Jan-Luca Dauwe (1168 DWZ) ran. Ich war zahlenmäßig klarer Favorit, allerdings hatte mein Gegner in der ersten Runde mit einem Sieg gegen Hartmut Scheide für einen Paukenschlag gesorgt. Dementsprechend spielte ich anfangs sehr konzentriert und konnte eine klare Gewinnstellung erreichen. Danach schaltete ich aber viel zu früh ab und machte eine Ungenauigkeit nach der anderen. Allerdings muss ich hier anmerken, dass mein Gegner auch ein gutes Gefühl für die Stellung hatte und auch taktisch gut drauf war. Er opferte bewusst eine Qualität für das Läuferpaar und auf einmal musste ich in einer für mich verlorenen Stellung um das Remis betteln, was er glücklicherweise annahm.
Nino spielte gegen einen alten Bekannten aus dem vergangenen Jahr, Michael Welsh aus Irland, der für St. Pauli spielt. Dieses Jahr gelang es Nino nicht so gut Gegenspiel zu entwickeln und er musste seinem Gegner die Hand zur Aufgabe reichen.

In der vierten Runde musste ich wieder gegen eine starke Spielerin aus Tschechien antreten. Diese Partie sollte sich zum wahren Kraftakt entwickeln. Ich meisterte die Eröffnung ganz gut, opferte eine Qualität für Initiative. Ein möglicher Damengewinn für mich lag ebenfalls ständig in der Luft. In dieser komplizierten Stellung verbrauchte meine Gegnerin knapp 40 Minuten für einen Zug, was mir einen enormen Zeitvorteil bescherte. Sie opferte die Qualität zurück und wir landeten in einem Turmendspiel mit gleichem Material. In einem für mich nicht einfachen Endspiel musste ich noch lange kämpfen, bis auch meine Gegnerin einsah, dass da mit einem Randbauern nichts mehr für sie zu holen war.
Nino hatte es mit meinem Gegner aus der zweiten Runde, Hans-Dieter Gerisch, zu tun. Nach einem Rechenfehler in einer Kombination musste Nino Material geben. Sein Gegner bot ihm allerdings Remis an, was Nino dann auch annahm. Ein kleiner Rückschlag in einem bisher ganz guten Turnier für ihn.

In der fünften Runde spielte ich gegen den an 14 gesetzten Uwe Baumgardt. Ein harter Brocken, der für Zitadelle Spandau in der Berliner Landesliga spielte. Wieder spielte ich die Eröffnung recht solide und nach einem Fehler meines Gegners eroberte ich sogar einen Bauern. Allerdings bekam er auch die Initiative. Daher gab ich den Bauern zurück um in ein für mich vorteilhaftes Läufer-Springer-Endspiel abzuwickeln. Allerdings gelang es mir nicht, eine gute Gewinnidee zu entwickeln und die Partie endete nach dreifacher Stellungswiederholung mit einem Remis. Wieder so eine kräftezehrende Partie.
Nino spielte gegen Jacob Hein aus Dänemark. Ein sehr leidenschaftlicher Spieler, der sehr schnell seine Züge ausführte und der unter anderem eine Partie mit mehr Zeit gewann, als er anfangs der Partie auf der Uhr hatte. Nach unorthodoxer Eröffnung erspielte sich aber Nino souverän Materialvorteile und am Ende stand der erste Sieg des Turniers auf dem Konto für ihn.

In der Vorschlussrunde musste ich mich dann unglaublich ärgern. Mein Gegner Walter Schmid aus Jena erschien, ohne sich abzumelden oder die Turnierleitung zu informieren, nicht zur Runde und ich bekam einen spielfreien Punkt. Aus meiner Sicht müsste so ein Verhalten generell viel stärker bestraft werden, da der Spielspaß verloren geht und zudem enorm viel Zeit verschwendet wird.
Nino hatte mit Florian Hennig einen redseligen jungen Gegner, dem er aber kaum eine Chance ließ und somit das Turnier mit einem weiteren Sieg abschloss, bevor er aus terminlichen Gründen aus dem Turnier ausstieg.

Nach dem Ärger aus der sechsten Runde war ich noch einmal besonders motiviert und bereitete mich intensiv in der letzten Runde auf Michael Welsh vor. Die Eröffnungsvorbereitung sollte sich auszahlen und ich konnte mir einen kleinen Vorteil erspielen. Zwar machte ich im Anschluss ein paar ungenaue Züge, aber insgesamt ließ ich nichts mehr anbrennen und konnte mit einem weiteren Remis das Turnier abschließen.

Zu meiner Überraschung reichten die 4 Punkte für den zweiten Platz in der Kategorie U1800 und ich konnte das Jahr mit einem schönen Erfolg abschließen. Insgesamt war es mal wieder ein sehr schönes Turnier. Zwar gab es anfangs einige organisatorische Schwierigkeiten mit dem Drucker, aber auch dadurch ließen sich die Organisatoren nicht aus dem Konzept bringen. Einziger Makel ist aus meiner Sicht nur die Luft im Turniersaal. Die Luft war teilweise so schlecht, dass ich Kopfschmerzen bekam. Vielleicht lässt sich das Organisationsteam im nächsten Jahr etwas einfallen um damit besser umzugehen. Ansonsten sind wir auch nächstes Jahr bestimmt wieder dabei.

Dave Möwisch

Zuletzt geändert: 2018/01/06 03:46