Pfingst-Open des SC Zugzwang 95, 09.05 - 11.05.


Interessantes Teilnehmerfeld in netter Atmosphäre beim „1. Pfingstturnier“

Insgesamt 76 Spieler hatten sich für das vergangene Pfingstwochenende zum ehemals „Alle 18-Turnier“ eingefunden, das vom Berliner Zugzwang-Verein ausgetragen wurde.

Mit fünf FM's und nur drei Kindern fanden sich Anja, Philipp und ich in der Setzliste recht weit hinten wieder. Wir wussten somit, dass es ein sehr anspruchsvolles Turnier werden würde und gingen mit viel Elan die Sache an. „Die anderen müssen erst einmal zeigen, dass sie besser sind!“ argumentierte Philipp und harrte tatsächlich alle fünf Runden mindestens drei Stunden am Brett aus. Pünktlich (!!!) um 19.00 Uhr wurden die Ansetzungen bekannt gegeben, Kaffee & Wasser sowie die gastronomische Versorgung als all inclusive erklärt und auf den Zeitmodus hingewiesen: 90 Minuten für 40 Züge zzgl. 15 Minuten, mit der Besonderheit, dass jeder Spieler je Zug 30 Bonussekunden erhält.

Dies allein verwirrte einige Spieler gleich zu Beginn, da die Schachuhr ungewöhnlicherweise 1:31 anzeigte. Auch Anja schien leicht verunsichert!? Die beste Frage stellte jedoch ein mir schräg gegenübersitzender Spieler: „Wie heißt das Turnier überhaupt?“.

Anja kämpfte in der 1. Runde wackere 2,5 Stunden, um dann eine Kombination nur bis zum dritten Zug zu berechnen, die aber leider mit dem vierten Zug nicht mehr aufging und eine Leichtfigur verlor. Philipp machte es seinem Gegner sehr schwer, übersah im Endspiel mit T,L,L,S gegen T,T,S und jeweils zwei Freibauern auf entgegengesetzten Flügeln seinen Gewinnweg, so dass sein Gegner schneller zur Bauernumwandlung kam und glücklich gewann. Er bewies ein schönes Schachgefühl, dass auf „mehr“ hoffen ließ. Ich konnte meine Auftaktpartie ebenso 3,5 Stunden lang gegen Janine Platzek genießen. Leider ergab sich für sie ein starker Freibauer, der das Spiel letztendlich entschied. Fazit der 1. Runde: Wir lieferten drei schöne Spiele gegen wesentlich bessere Spieler ab, stellten nichts ein und konnten uns so richtig austoben.

Ein neuer Tag, ein neues Spiel mit anderen interessanten Gegnern! Anja spielte mit Schwarz und wurde mit einem Königsgambit erschlagen, ich meine, geschlagen. Ihr Gegner Sportfreund Sorgenfrei war jedoch auch nicht ganz bei der Sache, da er schon beim Ausfüllen des Formulars ins Stutzen kam! Anja - höflich wie immer - half ihm und sagte ihm, dass wir den 10. Mai hätten. Ihr Gegner schrieb die zehn auf und stutzte abermals. Doch dies brachte Anja auch nicht aus dem Konzept und erläuterte: „05 für Mai“, worauf Sportfreund Sorgenfrei antwortete: „Ich überlege gerade. Dann heiratet meine Schwester also am Dienstag …!“ Schon interessant, was einem so alles durch den Kopf gehen kann direkt vor der Partie….

Philipp spielte mit Weiß gegen (s)einen beliebten Sizi und kam so richtig in Fahrt. Sein Gegner - in allen Partien mit einem Basecap getarnt, so dass die sich verrutschenden Augenbrauen, aber auch die in Falten gelegte Stirn nicht so auffallen - schien leicht unzufrieden zu sein und bot im ausgeglichenen Endspiel remis. Meine Partie begann mit einer Zeitvorgabe, da ich mich allein am Brett vorfand. Das gab mir Gelegenheit, die Geschehnisse auf Fotos festzuhalten. Irgendwann erschien mein Gegner, Peter Kiesewetter, bepackt mit einer Brötchentüte und allem, was zu einem ordentlichen Frühstück dazugehört!

Trotz hübscher Spielerschildchen mit allen nennenswerten Angaben, fragte er mich, ob ich aus Bremen käme und wie ich denn heiße! Um nicht noch mehr aufzufallen, notierte ich meinen Namen und allem Drum und Dran auf seinem Formular. Gemächlich ging er die Partie an, und wollte ebenso genügsam seine Zwischenmahlzeit einnehmen. Wahrscheinlich sprach mein Gesicht Bände – jedenfalls wurde er höflichst gebeten, woanders zu speisen! Die Partie selbst lief recht gut. Ich gewann schnell einen Bauern und erspielte eine aktive Stellung, doch reicht dies eben nicht aus. Den Bauer musste ich zurückgeben und eine Fesselung brach mir das Genick.

Fazit: Eröffnungsunkenntnis bei Anja führte zum schnellen Verlust, Philipp geht nach der 2. Runde in Führung unter uns Briesener, ich war wieder zufrieden mit meiner Partie.

Mittagspause: An einem liebevoll zubereiteten warmen Büffet konnte sich jeder nach Herzenslust bedienen. Die Tische auf den beiden Terrassen waren stets besetzt und auch das Freilandschachspiel fand regen Zuspruch.

Dritte Runde - dritte Chance: Anja konnte sich wieder im Damengambit ausprobieren, opferte die Qualität für einen (Frei-)Bauern, spielte dann aber zu passiv und zaghaft weiter. Ihr Gegner bekam Gegenspiel am Damenflügel und verbuchte den Punkt auf seinem Konto.

Philipp kam endlich zu seinem Drachen, den Olaf ihm schmackhaft gemacht hat. Nicht ganz geplant war der Qualitätsverlust. Der kurz darauffolgende Bauerngewinn führte zu einer leicht vorteilhaften Stellung, zumal der gegnerische Turm und Springer mit der Deckung von Isolanis beschäftigt waren. Das Dameopfer seines Gegner brachte nicht den erhofften Erfolg und Philipp wurde für seine Zähheit abermals belohnt.

Ich hatte mein erstes Los-„Glück“. Drei Kinder spielen mit und eines fiel nun auf mich. Mit hübschen Augen sah mich der erst 6-jährige Jirawat Wierzbicki an und blitzte die Partie herunter, opferte dabei aber ein wenig zu viel Material. Somit konnte ich an diesem Nachmittag entspannen, interessante Gespräche führen und das schöne Pfingstwetter genießen. Fazit: Philipp bleibt in Führungsposition in unserem Dreiergespann, Anja und ich haben die Königsgambitpartie aufbereitet und allesamt wollen wir am Sonntag noch ein Pünktchen herausholen.

Sonntag - Muttertag: Zum Frühstück überraschte mich Philipp mit Glückskeksen. Na, wenn das kein Zeichen ist! Dafür gelangen im ersten Anlauf unsere Frühstückseier nicht - oh Schreck, was hatte das nun wieder zu bedeuten? Auf jeden Fall ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen!

4. Runde: Philipps Partie war für mich völlig verworren und sein Mattangriff konnte leider mit einem Zwischenzug entgegnet werden. Ein sehenswertes Spiel mit Schweißausbrüchen beim glücklichen Gegner. Anja zog jetzt nach, indem sie schnell und sicher gewann. Ihr Gegner lief in eine Springergabel, die sofort zur Aufgabe seinerseits führte. Ich fand mich als Weißspielerin im Königsinder wieder. Stolz gewann ich die Qualität und ließ mir diese dann leichtsinnigerweise wieder nehmen?! Nach diesem materiellen Ausgleich stand ich stets nachteilig und konnte meinen Gegner nicht mehr austricksen. Fazit: Drei schöne Partien, wenngleich die Ergebnisse es nicht zeigten. Unsere Spiellust war ungebrochen.

16.00 Uhr - 5. Runde: Tolle Auslosung: Anja und ich mussten ein vereinsinternes Duell austragen. Glücklicherweise für mich ließ sie im 19. Zug einen Spieß zu, übersah ihr Gegenspiel und gab nach einer Doppeldrohung - Matt oder Dameverlust - auf.

Philipp traf auf Peter Kiesewetter, der dieses Mal pünktlich und ohne Proviant erschien und verdient gewann. Fazit: Knapp habe ich Philipp mit meinen zwei Punkten überholen können. Anja und ich – wir haben unsere Wertzahlen bestätigt und Philipp kassierte aufgrund seiner DWZ-Verbesserung sogar noch einen Ratingpreis ab.

All diejenigen, die sich für dieses Jahr unschlüssig waren, ob sie an diesem Pfingstopen teilnehmen, oder nicht, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen. Es hat an nichts gefehlt, die Spielbedingungen und die Verpflegung waren ideal. Wir planen das „2. Pfingstturnier“ jedenfalls fest ein.

Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53